Greenpeace-Studie – „Vertrösten auf ÖPNV ist reiner Hohn“
Immer wieder verweisen Kritiker der Ortsumgehungskette Route 57 auf das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, das es zu stärken gelte. „Reiner Hohn“, findet Eckehard Hof. Der Vorsitzende von Route 57 e.V. bezieht sich auf eine aktuelle Studie von Greenpeace, über die aktuell die Westfälische Rundschau berichtet. Sie zeigt deutlich, wie desolat das bestehende ÖPNV-Angebot insbesondere für die Menschen in Wittgenstein ist: Knapp 64 % der Menschen in Erndtebrück sind demnach vom Nahverkehr abgehängt (Bad Berleburg: 57 %, Bad Laasphe: 56 %).
Die deutschlandweite Studie bewertet die Anbindungsqualität der Kommunen an den Nahverkehr mit Hilfe einer Einteilung in die Güteklassen A-F. Die Wittgensteiner Kommunen liegen demnach in der zweitschlechtesten Kategorie. Die Bürger gehören somit zu dem Fünftel der Menschen im Land, deren ÖPNV-Anbindung die schlechtesten Güteklassen E und F aufweisen. Hierunter leidet die Lebensqualität: „Für die Menschen ist Mobilität ein wichtiger Teil des Lebens: Sie ist Voraussetzung, um zur Schule oder zur Arbeit zu kommen, Einkäufe zu erledigen, Ärzte aufzusuchen, das Theater zu besuchen, Freunde und Verwandte zu treffen. Ein gutes ÖPNV-Angebot trägt dazu bei, Chancengleichheit für alle Bevölkerungsgruppen herzustellen und die Lebensverhältnisse in Stadt und Land anzunähern“, heißt es in der Studie.
Dabei lässt sich die schlechte Anbindung der Wittgenstein Kommunen erklären. Grundsätzlich präge ein deutliches Stadt-Land-Gefälle das ÖPNV-Angebot: Wegen der höheren Siedlungsdichte ließen sich Verkehrsströme in urbanen Räumen besser bündeln als in ländlichen. Es sei schlicht leichter, neue Bus- und Bahnstrecken dort mit Fahrgästen zu füllen, wo viele Menschen in der Nähe von Haltestellen lebten. Ungleich schwerer sei es, einen dichten ÖPNV-Takt in Gegenden zu etablieren, in denen die Wege lang und die Menschen teils seit Jahrzehnten vom Auto abhängig seien, erklären die Autoren der Studie.
„Das zeigt, wie lebensfremd Vorstellungen sind, das Geld für die Ortsumgehungen der Route 57 sollte stattdessen in ein verbesserte ÖPNV-Angebot investiert werden“, so Eckehard Hof. Die Menschen blieben auf absehbare Zeit auf den Pkw angewiesen. Allerdings: Nicht jeder könne auf den Pkw ausweichen, etwa junge Menschen, wie zum Beispiel Auszubildende. Deshalb sei es zwar richtig und wichtig, das ÖPNV-Angebot zu verbessern. Zu glauben, dass damit die Route 57 verzichtbar würde, sei jedoch absurd. Zumal auch der Busverkehr auf ein leistungsfähiges Straßennetz angewiesen sei, wenn er nicht dauerhaft im Stau Verzögerungen einfahren wolle. Ein mit dem Pkw vergleichbar attraktives Angebot im ÖPNV herzustellen, sei im ländlichen Raum kaum möglich, in jedem Fall mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden.
Die Studie „Abgehängt: ÖPNV-Qualität in Deutschland“ steht auf der Greenpeace-Homepage zum Download bereit.