Menschen in Siegerland und Wittgenstein besser verbinden
Eine Initiative von Unternehmen und Arbeitnehmern

„Aushöhlung der Demokratie“: Verein Route 57 sieht schwerwiegende Folgen langer Planverfahren

„Der Ärger und der Unmut in der Kommunalpolitik über die langen Zeitabläufe in der Planung der Route 57 sind für uns absolut nachvollziehbar. Ständiges Vertrösten lässt das Vertrauen in das Weiterkommen bei der besseren Verkehrsverbindung zwischen Wittgenstein und dem Siegerland schwinden“, erklärt der Vorsitzende von Route 57 e.V., Christian F. Kocherscheidt, mit Blick auf die jüngste Diskussion im Bauausschuss der Gemeinde Erndtebrück.

Es sei zu bedenken, dass sich die politischen Gremien einhellig, zum großen Teil sogar einstimmig, für die Route 57 ausgesprochen haben. Kocherscheidt: „Wenn schon kleine Fortschritte in der Umsetzung eines derart wichtigen Infrastrukturprojektes Jahre dauern, muss irgendwann gefragt werden, ob mit diesen ständig neuen Verzögerungen nicht politische Beschlüsse konterkariert und damit unsere Demokratie ausgehöhlt wird!“

Ingo Degenhardt, zweiter Vorsitzender von Route 57 e.V., zeigt ein gewisses Verständnis für die schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen gearbeitet werde. Die Abgabe von Zuständigkeiten an die Autobahn GmbH gehe bundesweit mit personalwirtschaftlichen Herausforderungen für die Landesbetriebe einher. Auch habe es in der Vergangenheit erhebliche Engpässe bei der Stellenkapazitäten für den Bereich der Planungen gegeben, so der DGB-Kreisvorsitzende. „Das darf aber nicht dazu führen, dass sich politisch beschlossene Infrastrukturvorhaben zusätzlich verzögern. Hier vertrauen wir auf das Wort von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, der vor einiger Zeit in Siegen beteuert hatte, dass an allen Abschnitten der Route 57 planerisch konzentriert gearbeitet werde!“

Man habe nicht gemeinsam erfolgreich dafür gekämpft, dass die Route 57 in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen wurde, damit man in den nächsten Jahren im Wartezimmer Platz nehmen dürfe, so Degenhardt. Klar sei auch, dass die Politik vor Ort nicht für sich alleine spräche, sondern für die Mehrheit der Menschen, die tagtäglich unter der schwierigen Verkehrsanbindung leide. „Wir reden hier nicht alleine vom Güterverkehr, sondern von einer Vielzahl an Pendlern, deren Familien daheim auf Angehörige warten, während diese im Stau stehen. Wir sprechen von jungen Menschen, Auszubildenden und davon, wie attraktiv Arbeitsplätze sind, die nur noch mit Ärger im Bauch erreichbar sind. Die Betriebe suchen händeringend Fachkräfte!“

Erschreckend für ihn seien Äußerungen, dass es doch „nur“ um 40.000 Menschen in Wittgenstein gehe, betont Cristian F. Kocherscheidt. „Menschen sind nicht zweite Klasse, weil sie weniger sind und im ländlichen Raum leben.“ Wer hier solchen Betrachtungen folge, dürfe sich nicht wundern, wenn diese auch in anderen Zusammenhängen angestellt würden, etwa bei der Forderung nach einem zweiten Impfzentrum in der Region. „Es geht hier nicht um das Zählen von Köpfen, sondern um strukturpolitische Notwendigkeiten!“

Frust ist längst auch der tägliche Begleiter der Anlieger in den Ortsdurchfahrten von Kreuztal, Ferndorf, Hilchenbach und Erndtebrück. „Seit Jahren leiden die Anwohner unter der Verkehrsbelastung und die gesundheitlichen Gefahren, die mit ihr einhergehen“, erläutert Helmut Six. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Weniger Lärm B508 B62“ beschreibt die derzeitige Lage der Betroffenen als „nahezu unerträglich“: „Die Auswirkungen der Baumaßnahmen an der B508 sind extrem. Wenn jemand von Hilchenbach nach Kreuztal in der Hauptverkehrszeit 50 Minuten braucht, ist jede Geduld am Ende. Wäre die Ortsumgehung nicht jahrelang politisch-administrativ verzögert, sondern gebaut worden, ginge es uns heute deutlich besser. Deshalb wünschen wir uns mehr Tempo bei der Planung und dem Bau der Ortsumgehungen!“

Wichtig sei, dass die Menschen etwas über die Fortschritte erführen, so Christian F. Kocherscheidt. Wenn hier von Straßen.NRW ein neues Kommunikationsformat eingesetzt werde, sei dies zu begrüßen; zumal das Motto „57-verbinden“ deutlich mache, worum es gehe. „Die Dialoge dürfen jedoch keinesfalls zu neuen Verzögerungen führen“, stellt der Vorsitzende des Vereins Route 57 klar.

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