Wurzel des Stillstands – Kommentar von Hans-Peter Langer
Das Warten auf die Kreuztaler Südumgehung geht weiter. Es steht viel auf dem Spiel, meint Hans-Peter Langer von der IHK Siegen.
Die Region muss vorerst weiter auf die Kreuztaler Südumgehung warten. Zuerst muss das Land schlüssig darlegen, ob die geplanten Ausgleichsmaßnahmen die Eigentumsinteressen eines Reitbetriebes zwingend beeinträchtigen müssen oder es Alternativen gibt. Grundsätzlich sind diese Interessen zweifellos berechtigt. Allerdings muss man sich fragen, ob es wirklich nur hierum geht. Immerhin hatte man jahrelang Zeit, sich mit dem Baulastträger zu einigen. Angesichts der planerischen Bedeutung der Südumgehung ist kaum vorstellbar, dass das Land nicht zu weitgehenden Zugeständnissen bereit gewesen wäre. Insofern ist der Appell des Kreuztaler Bürgermeisters, die Beteiligten mögen sich an einen Tisch setzen und die offenen Fragen finanziell klären, richtig.
Richtig ist auch, dass Unternehmen, Pendler und die Anwohner der Ortsdurchfahrten im Ferndorftal nun noch länger auf die heiß ersehnte Verkehrsentlastung warten müssen. Dabei wird die Ortsumgehungskette dringend benötigt: Erst schließt der Automobilzulieferer Walter Klein GmbH & Co. KG (WKW) in Banfe, dann das ALDI Zentrallager in Bad Laasphe. Im ersten Fall sind mehr als 200 Mitarbeiter betroffen, im zweiten Fall 160. Schon in den Jahren zuvor, verlegten Betriebe Teile ihrer Produktion aus der Region. Es ist abenteuerlich anzunehmen, dass bei solchen Entscheidungen die Qualität der Verkehrsanbindung keine Rolle spielen würde. Die Unternehmen haben darauf vertraut, dass sich hier etwas tut. Stattdessen: Verzögerungen, endlose Naturschutzdiskussionen und Gerichtsverfahren…da verfällt manch einer in Resignation. Zermürbung ist das Gift, das lähmt. Sie dient vor allem denjenigen, die nicht wollen, dass sich ein Wirtschafts- und Lebensraum weiterentwickelt. Nicht um Lösungen geht es ihnen, sondern um das Grundsätzliche. Und das war schon immer die Wurzel des Stillstands.
Die Folgen sind gravierend und nicht nur Theorie. Die genannten Beispiele zeigen: Es geht um Existenzen. Bleibt der Ausbau unserer Infrastruktur aus, bekommen das am Ende die Menschen zu spüren, nicht nur die unmittelbar betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien. Unternehmen wenden sich ab, weil die Standortqualität zu sehr leidet, Menschen ziehen weg, weil sie hier keine Zukunft mehr sehen, das Einzelhandelsangebot dünnt aus, die Lebensqualität verschlechtert sich. Ein Teufelskreis. Am Ende steht das wirtschaftliche Abstellgleis. Deshalb ist es wichtig, dass sich vom Gemeinderat über die Kreispolitik bis zu den Arbeitgebern und Gewerkschaften alle Akteure geschlossen offensiv zur Route 57 bekennen und nicht Resignation und Enttäuschung das Feld überlassen.